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Stadtleben

Schweres Gepäck

Klimarundgänge durch Leipzig schaffen Bewusstsein

  Schweres Gepäck | Klimarundgänge durch Leipzig schaffen Bewusstsein

Der Verein WeltOffen bietet Rundgänge durch Leipzig an, die auf verschiedenen Stationen in der Innenstadt für Emissionsquellen sensibilisieren. Der kreuzer hat im Rahmen des Bildungskongresses »WeltWeitWissen«, der Anfang Mai in Leipzig und Halle sowie online stattfand, einen Rundgang begleitet.

Auf den Stufen zum Neuen Rathaus, zwischen überfüllten Fahrradständern und zögerlich austreibenden Stadtbäumen, findet sich am Nachmittag des 5. Mai eine Gruppe Menschen zu einem sogenannten Klima-Stadtrundgang zusammen. Kurt Hinkefuß von WeltOffen, einem Verein für interkulturelle Bildung, beginnt seine Tour durch die Innenstadt damit, den Rucksack vorzustellen, der alle Rundgänge begleitet: 12,5 Kilo habe der früher gewogen, um die 12,5 Tonnen CO2 zu repräsentieren, die ein durchschnittlicher Mensch in Deutschland jährlich ausstößt – aber das sei dann doch zu schwer gewesen, so Hinkefuß. Auch das jetzt reduzierte Gewicht wirkt allerdings schwer genug, um die Teilnehmenden ins Schwitzen zu bringen, wenn sie den Rucksack abwechselnd von einem Stopp zum nächsten tragen.

Die Anteile, aus denen sich die 12,5 Tonnen Emissionen zusammensetzen, werden durch kleinere Säckchen im Rucksack veranschaulicht, die beispielsweise für Mobilitäts- oder öffentliche Emissionen stehen. An jeder Station holt Hinkefuß eines der Säckchen aus dem Rucksack, berichtet Wissenswertes zum Thema oder stellt der Gruppe eine Aufgabe: Vor einem Bioladen geht es um Ernährung und die Teilnehmenden sollen gemeinsam versuchen, verschiedene Lebensmittel nach ihrem CO2-Ausstoß zu sortieren. Davon, dass Fleisch eine schlechte Bilanz hat, ist niemand mehr verwundert, doch dass Butter sogar einen höheren Ausstoß als Rindfleisch verzeichnet, sorgt doch für ein paar überraschte Gesichter. All das regt zur Reflexion des eigenen Kaufverhaltens an, doch für Hinkefuß ist wichtig: »Du bist nicht nur Konsumentin« – damit appelliert er auch an den politischen Partizipationswillen der Teilnehmenden.    

Eine weitere Station ist ein Trinkwasserbrunnen in der Petersstraße, bei dem Teilnehmende auch verweilen, um ihre Edelstahlflaschen aufzufüllen. Hier spricht Hinkefuß die Funktion an, die Wasser und auch Grünflächen in der Stadt gegen Hitzestress erfüllen. Hitzestress sei neben Naturkatastrophen wie Fluten oder Bränden eine häufige Todesursache infolge der Klimakrise. Hier sei es unerlässlich, die soziale Dimension mitzudenken, meint Hinkefuß, indem er danach fragt, wer denn die Menschen seien, die schlecht isolierte Häuser an viel befahrenen Straßen bewohnen. »Für die vollständige Verhinderung des Klimawandels ist es zu spät – wir müssen jetzt über Klimaanpassung sprechen«, sagt Hinkefuß und die Teilnehmenden denken gemeinsam über Möglichkeiten neben urbanen Grünflächen und Brunnen nach. Dazu gehöre laut Hinkefuß auch eine globale Perspektive auf die Krise: »Es ist oft die Rede von ›Enkeltauglichkeit‹, aber dabei wird vergessen, dass viele Menschen jetzt schon die Konsequenzen der Klimakatastrophe spüren.«

Der Klimarundgang war Teil des Bildungskongresses »WeltWeitWissen« mit dem Themenschwerpunkt Klimagerechtigkeit, bei dem um die 400 Gäste bei den Veranstaltungen in Halle, Leipzig und online teilnahmen. Doch auch über das Programm des Kongresses hinaus finden die Klimarundgänge in Leipzig statt. Die nächsten Termine sind der 9. und der 15. Juni. Treffpunkt ist jeweils um 16 Uhr vor dem Haupteingang des Neuen Rathauses. Weitere Informationen dazu hier.


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