Die Olympischen Sommerspiele 2024 sind vorbei, und damit auch unsere Reihe an Interviews mit Leipziger Olympia-Kandidaten und Kandidatinnen. In den Gesprächen haben die Spitzensportlerinnen und -sportler von ihrer Motivation erzählt, den oft langen Wegen in den Leistungssport und dem einen Traum, der sie alle vereint: Olympia. Abschließend blickt der kreuzer noch einmal auf die Gespräche zurück: Wer hat es zu Olympia geschafft? Wer reiste mit Enttäuschung ab, wer mit einer Medaille im Gepäck?
Im Februar erzählte die Ringerin Anastasia Blayvas im Gespräch mit dem kreuzer von ihrer Ambition, sich für Olympia zu qualifizieren. Damals sagte sie: »Es gibt im deutschen Team noch zwei andere Mädels in meiner Gewichtsklasse, gegen die ich mich beweisen muss. Der Bundestrainer entscheidet bei einem direkten Duell mit drei Kämpfen, wer zum ersten Qualifikationsturnier darf. Das ist im April. Wenn es dort noch nicht geklappt hat, gibt es im Mai noch ein Weltqualifikations-Turnier, wo alle Sportlerinnen und Sportler hinkommen, die sich noch nicht qualifizieren konnten.« Tatsächlich musste sie auch bis zu dieser letzten Möglichkeit warten und konnte sich, für viele überraschend, bei dem Weltqualifikationsturnier in Istanbul qualifizieren. Allerdings für die 50-Kilo-Gewichtsklasse und nicht wie ursprünglich gedacht für die 53 Kilo. Dafür arbeitete sie mit einer Ernährungsberaterin zusammen, da sie »alles für den Traum tun wollte«, wie sie dem kreuzer berichtete. In Paris war der Traum dann jedoch schnell vorbei. Blayvas verlor ihren Achtelfinals-Kampf gegen Stadnik mit 2:6.
Für Franz Anton waren die Olympische Spiele vorbei, bevor sie angefangen hatten. Der Slalom-Kanute musste sich beim verpasste beim Olympiaqualifikations-Wettkampf in Markleeberg den Augsburger Kanuten geschlagen geben und verpasste so die Qualifikation für Paris. Nach dem Wettkampf erzählte er dem kreuzer, dass er das Positive an der Sache sehen müsse: »Ich habe jetzt mehr Zeit mit der Familie. Ich werde nicht nach Paris zum Zugucken fahren. Das tut unglaublich weh, das habe ich schon mehrfach machen müssen und es hilft mir nicht.« Auch wenn Anton nicht an den Olympischen Spielen teilnehmen konnte, kann der Deutsche Kanu-Verband zwei Medaillen verzeichnen: Elena Lilik gewann olympisches Silber im Canadier-Einer und Noah Hegge Bronze im Kajak-Cross.
Ein ähnlich bitteres Schicksal ereilte Handball Franz Semper. Während er in unserem Gespräch im Juni noch darauf hoffte, nominiert zu werden, erreichte ihn die Botschaft, es in den Kader geschafft zu haben, einige Wochen später. Semper reiste zwar mit ins Trainingslager, wurde dann jedoch von einer Schulterverletzung ausgebremst. Lange stand es auf der Kippe, ob der Leipziger bis zur olympischen Gruppenspielphase wieder fit werden würde. Kurz vor Beginn der Olympischen Spiele kam dann die schlechte Nachricht: Franz Semper ist nicht fit, muss den Kader verlassen und Kai Häfner wird nachnominiert und übernimmt seine Position. So verpasste Semper das äußerst erfolgreiche Turnier der deutschen Handballer, die am Ende Platz Zwei belegten. Immerhin: ein weiterer Leipziger Spieler, Luca Witzke, stand ebenfalls im Kader und bringt eine Silbermedaille mit nach Leipzig.
Auch Saskia Feige hatte den Traum zu Olympia zu kommen und konnte sich diesen erfüllen – im Juni sprach sie im Gespräch mit dem kreuzer von ihren Erwartungen und davon, ein Studium und den Leistungssport unter einen Hut zu bekommen. In Paris stand sie bei gleich bei zwei Rennen an der Startlinie: einmal im Einzelwettkampf der Geherinnen über 20 Kilometer und im neuerfundenen Staffelwettkampf. Dabei treten ein Mann und eine Frau als Team an und gehen jeweils zweimal 10 Kilometer abwechselnd. So erreichen sie am Ende die Marathondistanz von 42,195 Kilometer. In ihrem Einzelrennen landete Saskia Feige in neuer Saison-Bestzeit von 1:33:23 Stunden am Ende auf Platz 28. Ihr Fazit gegenüber dem Deutschen Leichtathletikverband: »Ich sehe da schon die Verbesserung, aber ich hatte mir ein bisschen mehr vorgenommen.« Während sie im Staffelrennen nach der ersten Runde ihres Teampartners Christopher Linke den »Staffelstab« noch in Führung liegend bekam, musste sich das deutsche Team am Ende mit Rang Zehn begnügen.
Timo Sorgius ist zum Schwimmen gekommen, weil sein großer Bruder für einen Schwimmkurs gemacht hatte, dann aber keine Lust mehr hatte – Sorgius sprang ein. »Ich habe den Kurs zu Ende gemacht und bin dann immer weitergeschwommen«, erzählte er im April dem kreuzer. In diesem Jahr konnte sich der Leipziger Schwimmer für die 4x200 Meter Freistilstaffel qualifizieren. Beim Qualifikationsmeeting in Berlin stellte er am 29. April mit 1:47,55 Minuten über 200 Meter Freistil eine neue Bestzeit auf und schob sich auf einen der begehrten Staffelplätze. Gemeinsam mit seinen Teamkollegen Rafael Miroslaw, Josha Salchow und dem Olympiasieger Lukas Märtens schaffte er in Paris dann den Finaleinzug. Während Sorgius nach dem überstandenen Vorlauf noch zufrieden mit seiner Leistung war, haderte er nach einem etwas enttäuschenden achten Platz im Finale mit sich. »Ich frag mich, woran es gelegen hat. Beim Einschwimmen lief es gut und jetzt habe ich richtig scheiße abgeliefert. Ich habe ganz viele Fragen«, sagte er im Eurosport-Interview nach dem Rennen.
Eine Hoffnung auf eine weitere Medaille eines Leipziger Athleten bleibt noch: Martin Schulz. Der Para-Triathlet wird am 1. September bei den Paralympischen Spielen (28.08 bis 08.09.) antreten. Über seine Ziele sprach er im April mit dem kreuzer: »Nach zwei Paralympics-Siegen bin ich jetzt natürlich der Favorit. Und nach dem Weltmeister-Titel im vergangenen Jahr ist natürlich das Augenmerk noch mehr auf mir. Ich habe jetzt auch ausgesprochen, dass ich um Gold kämpfen will.«
Aus Leipzig fuhren noch drei weitere Sportler zu den Olympischen Spielen nach Paris: Peter Kretschmer vom SC DHfK Leipzig wurde in Paris im Zweier-Canadier mit seinem Berliner Teamkameraden Tim Hecker Fünfter. Die beiden Kanuten schrammten nur 44 Hundertstelsekunden an einer Medaille vorbei.Der gebürtige Leipziger Anton Brehme scheiterte mit den deutschen Volleyball-Herren im Viertelfinale. Gegen die Gastgeber aus Frankreich verlor das Team, dass zuvor starke Leistungen im Turnier gezeigt hatte, mit 2:3 Sätzen. Der Leipziger Mittelstreckenläufer Robert Farken scheiterte über 1500 Meter im Semifinale. Er wurde dort siebter von zwölf Läufern – die ersten sechs hätten sich für das Finale qualifiziert. Am Ende fehlten Farken 32 Hundertstel zum Finaleinzug, was er als großes Ziel ausgegeben hatte.