IRN/F/SWE/D 2023, R: Maryam Moghaddam, Behtash Sanaeeha, D: Lili Farhadpour, Esmaeel Mehrabi, Mohammad Heidari, 97 min
Es gibt keinen Platz für eine Frau ihres Alters in der iranischen Gesellschaft. Deshalb hat sich die 70-jährige Mahin zurückgezogen. Ihr Mann ist vor einigen Jahren verstorben, die Tochter hat viel zu tun und meldet sich nur selten. Gelegentlich trifft sich Mahin mit ihren Freundinnen zu Kaffee und Kuchen, die sie motivieren, sich neu zu verlieben. Doch einen alleinstehenden Mann zu finden, ist gar nicht so einfach. In einem Restaurant für Rentner entdeckt sie abseits einer Gruppe verheirateter Männer den freundlich wirkenden Faramarz. Sie nimmt ihren Mut zusammen und folgt ihm zu seinem Taxistand. Dort spricht sie ihn an und es beginnt eine Nacht mit Tanz und Speisen, in der sich Mahin endlich wieder gesehen fühlt. Im Schutz ihrer vier Wände können sie sich gehen lassen. Nur gelegentlich klingelt mal eine neugierige Nachbarin und Faramarz muss sich verstecken. Männerbesuch ist schließlich streng verboten. – Einfühlsam erzählen Maryam Moghaddam und Behtash Sanaeeha (»Ballade von der weißen Kuh«) ihre ganz alltägliche Geschichte in der Realität der iranischen Gesellschaft. Sie öffnen den Blick in die Wohnung und das Innenleben einer alleinstehenden Frau, ein Tabu im Iran. Doch »eine Frau wäscht ihre Wäsche nicht mit Hijab«, sagt die wundervolle Hauptdarstellerin Lili Farhadpour, und ein Film sollte die Welt einfach so zeigen, wie sie ist. Dazu gehören die schönen und die grausamen Momente, zwischen denen der preisgekrönte Film eine behutsame Balance findet. Lars TUNÇAY