Werke von Francis Poulenc, Béla Bartók, Paul Schoenfield
Patricia Kopatchinskaja beweist hier neben ihrem atemberaubend lebendigen Geigenspiel wieder ihren Sinn für lebendige, zeitgemäße Programmzusammenstellungen mit intelligenter Dramaturgie. Thema ihrer neuen Aufnahme ist das »Zu dritt zu spielen«. Dafür hat sie Trios von Francis Poulenc, Béla Bartók und dem amerikanischen Komponisten Paul Schoenfield (geb.1947) kombiniert. Das verbindende Element dieser Komponisten ist die Synthese verschiedener Stile. Ist es in Bartóks »Kontrasten« seine Vorliebe für traditionelle Musik, die er in ein universelleres, vom Jazz beeinflusstes Werk verwandelte, so ist es bei Poulenc die bunte Welt des Paris der Goldenen Zwanziger. Jeder der Sätze von Schoenfields Trio basiert auf einer osteuropäischen chassidischen Melodie. Die Werke erklingen dabei nicht immer am Stück. So werden die Teilchen der Bühnenmusik »L’invitation au château« von Poulenc wie kleine zerbrechliche Miniaturen intermezzohaft eingestreut. Ihre scheinbar hingehauchte nostalgische, etwas irreguläre Eleganz ist ein Pol der Aufnahme. Der andere manifestiert sich im letzten Stück, einem Klezmer-Tanz von Șerban Nichifor. Gespielt in überbordender energetischer Verausgabung und Klangfülle werden hier Grenzen einer Studioaufnahme gesprengt und das »Außen«, die Welt, hereingelassen. Hochartifizielle Interpretationen von Kopatchinskaja gemeinsam mit dem Klarinettisten und Improvisator Reto Bieri und Polina Leschenko am Klavier. Anja Kleinmichel