GE/USA 2023, R: Zar Amir-Ebrahimi, Guy Nattiv, D: Jaime Ray Newman, Zar Amir-Ebrahimi, Arienne Mandi, 105 min
Die Teilnahme Irans an sportlichen Wettkämpfen ist stets eine ambivalente Angelegenheit. Einerseits liebt das Regime nichts mehr als der Welt seine Größe zu beweisen. Andererseits ist es ein schwer zu kalkulierendes Risiko, die Sportlerinnen und Sportler in die Welt zu schicken. Leila denkt gar nicht daran zu verlieren. Die Judokämpferin ist auf dem besten Weg, bei den Weltmeisterschaften in Georgien die erste Goldmedaille für den Iran zu erringen. Doch auch ihre Kontrahentin des Rivalen Israel schlägt sich gut und die Gefahr, dass sich beide im Ring gegenüberstehen, rückt immer näher. Deshalb gerät Leila von den Agenten ihres Landes und auch ihrer Trainerin Maryam zunehmend unter Druck. Sie soll mit einer vorgetäuschten Verletzung aufgeben. Doch die junge Frau weigert sich und bringt damit sich und ihre Familie in Gefahr.
Geschickt nutzt der auf realen Ereignissen basierende politische Thriller den Kampfsport, um Spannung zu erzeugen. Runde um Runde wird die Situation für Leila beklemmender. Arienne Mandi verkörpert das kraftvoll und absolut überzeugend. Hinter der Kamera ist »Tatami« eine kleine Revolution: Erstmals saßen eine Iranerin, die Schauspielerin Zar Amir Ebrahimi (»Holy Spider«), und der israelische Regisseur Guy Nattiv (»Golda«) gemeinsam auf dem Regiestuhl. In ausdrucksstarken Schwarz-weiß-Bildern inszenierten sie einen bedrückenden, hochaktuellen Film, der schmerzhaft die Ohnmacht zeigt, die mit dem Widerstand gegen die Staatsmacht im Iran einhergeht. Lars Tunçay